Am 28. – 29. April 2016 fand der Landesjugendtag der dbb jugend hessen im Hessischen Landtag unter dem Motto: „Jugend im öffentlichen Dienst – Zukunftschancen nutzen! Beschäftigte noch im Blick?“ statt. Dieses höchste Gremium der dbb jugend hessen tritt alle vier Jahre zusammen. Die Delegierten der rund zwanzig Fachgewerkschaften beschließen die Weichenstellungen für die gewerkschaftliche Jugendarbeit der nächsten Jahre und wählen aus ihrer Mitte die neue Landesjugendleitung.

Höhepunkt des ersten Tages bildete die Öffentlichkeitsveranstaltung. Der scheidende Landesjugendleiter Martin Walter forderte in seiner Grundsatzrede die öffentlichen Arbeitgeber hinsichtlich der vorherrschenden Einstellungs- und Befristungspolitik zum Umdenken auf, um den öffentlichen Dienst auch zukünftig handlungsfähig zu erhalten. „Soll eine Stellenanzeige künftig lauten: Wir bieten sehr viel Arbeit, für null Anerkennung. Ihr habt Lust auf wenig Sicherheit, viel Arbeit und geringe Aufstiegsmöglichkeiten? Dann seid ihr beim Land Hessen genau richtig! ? …das kann so nicht sein!“, proklamierte Walter.

Der stellvertretende Landesvorsitzende des dbb Hessen Reinhold Petri überbrachte in seinem Grußwort herzliche Grüße des Landesvorsitzenden Heini Schmitt und versprach, dass der dbb hessen auch in Zukunft die Arbeit der dbb jugend unterstützen werde. Angesichts der großen Herausforderungen und Veränderungsprozesse sei der Umgang der Personalverantwortlichen in den Verwaltungen mit dem sprichwörtlichen „Gold in den Köpfen“ der jungen Kolleginnen und Kollegen fahrlässig und völlig unverständlich. Fragen nach der Lebensplanung, des technologieaffinen Lebensstils, dem Wunsch nach Balance zwischen Beruf und Familie bzw. Freizeit, der Führung durch Mentoring oder gar der Einbindung in flache Hierarchieebenen blieben derzeit noch weitestgehend unbeantwortet. Diese Themen müssten gemeinsam von dbb und dbb jugend hessen verstärkt angegangen werden. Er sei sich sicher, dass die Jugend die Entwicklung von Konzepten und Strategien nachhaltig vorantreiben werde.

Es folgte eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Jugend im öffentlichen Dienst – Zukunftschancen nutzen! Beschäftigte noch im Blick?“ mit hessischen Landtagsabgeordneten unter Moderation von Manfred Mauren (dbb akademie). Die politischen Vertreter Christian Heinz (CDU), Karin Hartmann (SPD), Jürgen Frömmrich (Bündnis90/Die Grünen), Dr. Ulrich Wilken (Die Linke), Florian Rentsch (FDP) wurden vom Moderator fach-männisch durch die Themen Einstellungszahlen im öffentlichen Dienst, Befristungspolitik / Übernahme von Auszubildenden, planbare Karrierechancen, Bezahlung / Besoldung geführt. Als Teilnehmerin der Diskussionsrunde musste die stellvertretende Landesjugendleiterin Julika Eidam jedoch feststellen, dass das Personal des öffentlichen Dienstes in den Köpfen der Politiker lediglich als Kostenfaktor verankert ist. Der persönliche und gesellschaftliche Leistungsfaktor der Beschäftigten spiele in der politischen Diskussion kaum eine Rolle. „Die Öffentlichkeitsarbeit des dbb Hessen und der dbb jugend hessen sind hier gefragt, um die Sorgen und Nöte der Beschäftigten bzw. die Ideen für Verbesserungen der Rahmenbedingungen noch stärker in die Politik zu transportieren.“, resümierte Eidam.

Nach einer ausgelassenen Abendveranstaltung waren die Delegierten am zweiten Tagungstag inhaltlich wieder stark gefordert. Im Anschluss an die Entlastung der scheidenden Landesjugendleitung stand die Wahl der neuen Landesjugendleitung auf der Tagesordnung. Mit überwältigender Mehrheit wurde Julika Eidam von der Deutschen Verwaltungsgewerkschaft (DVG) zur neuen Vorsitzenden gewählt. Sie war bereits seit 2012 als stellvertretende Vorsitzende in der dbb jugend hessen aktiv. Die Geschicke des Schatzmeisters obliegen zukünftig Matthias Berk von der Bundesbankgewerkschaft (VdB). Der Landesjugendleitung gehören als weitere Stellvertreter Kai Hilgen von der Deutschen Steuergewerkschaft (DSTG), Katharina Pradl (DVG) und Manuel Luxemburger von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) an. Als Ersatzvertreter wurden Patrick Keller, Linda Müller, René Pfeiffer (alle DSTG), Sebastian Riemland (GDL – Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer), Philipp Mierzwa (DVG) und Yannick Silbereisen (DJG – Deutsche Justizgewerkschaft) gewählt.

Anschließend wurden die Leitanträge der dbb jugend hessen und die Anträge der Fachgewerkschaften beraten und beschlossen. Diese bilden die Arbeitsgrundlage der neuen Lan-desjugendleitung für die nächsten vier Jahre. In ihrem Schlusswort ermutigte Julika Eidam die Anwesenden, die Stimme der Jugend mit Engagement und Durchsetzungskraft zu erheben und sich tatkräftig für die Interessen der Jugend im öffentlichen Dienst einzusetzen. Dabei wird die Landesjugendleitung der dbb jugend hessen alle Fachverbände tatkräftig unterstützen.