Nachhaltiges Lernen – spektakulär vor einmaliger Kulisse

In 2021 hatten wir das Seminar erstmalig durchgeführt und die Begeisterung der Teilnehmenden war überwältigend. Grund genug, dass die dbb jugend hessen diese Veranstaltung wieder in die laufende Programmplanung mitaufgenommen hat.

Absolut zu Recht, denn wo lässt es sich besser nachhaltig lernen als vor so einer eindrucksvollen Bergkulisse wie im Nationalpark Berchtesgaden. Vollkommen und einmalig  aber auch massiv bedroht. Durch den Klimawandel, die Gletscherschmelze und den Tourismus ergeben sich für die hochsensible Gebirgsregion schon heute alarmierende Folgen, die wir uns anhand von Beispielen genauer verdeutlichten. Denn auch wir können zum Klima-/Umweltschutz beitragen, im Kleinen wie im Großen, in unserer Gesellschaft und in unserer globalisierten Welt.

Unsere erste Tagesexkursion führte uns bei Kaiserwetter über den Königssee, lautlos in einem Elektroboot und mit einer noch überschaubaren Anzahl von Mitreisenden, was sich aber am überfüllten Anleger schlagartig änderte. Hier wartete schon unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin vom Nationalparkamt „Berchtesgaden“ auf uns und dank ihrer guten Ortskenntnisse waren wir in nur wenigen Minuten fernab von den sehr bevölkerten Touristenpfaden schnell für uns alleine. Absolut fachkundig und mit der erforderlichen inneren Überzeugung und Empathie erfuhren wir alles über die Einzigartigkeit der Naturschönheiten. Aber auch welche Konflikte es zwischen den polarisierenden Kräften von Ökonomie und Ökologie mit den einzelnen Interessensverbänden zu überwinden gilt und mit welchen Lösungsansätzen versucht wird aus Sicht der Nationalparkverwaltung zu vermitteln.

Auf jedem weiteren Meter lernten wir immer mehr über die Notwendigkeit zum Schutz der einmaligen Region kennen und was gerade wir als Seminarteilnehmende dazu beitragen können. Bis hoch hinaus zur großen Eiskapelle führte uns die Exkursion, eine 100 m waagerecht in die Tiefe gehende und über viele Jahre durch Firneis gewachsene Eishöhle, majestätisch gelegen unterhalb der höchsten Felswand in den Ostalpen, der 2.000 m steil aufragenden Watzmann-Ostwand.

Nach kurzweiligen sechs Stunden in relativer Einsamkeit stießen wir wieder auf die Touristenströme um St. Bartholomä und nach einer längeren Wartezeit ging es im voll besetzten Boot zurück zum Ausgangspunkt. Was für ein beeindruckender Exkursionstag!

Am nächsten Vormittag wurden unterschiedliche Aufgaben zu den aktuellen Umwelthemen in einzelnen Arbeitsgruppen ausgearbeitet: Im Internet recherchierten wir, basierend auf den neuesten Erkenntnissen nach umweltverträglicheren Möglichkeiten, wie wir als dbb jugend hessen unsere zukünftigen Seminare noch CO2 neutraler durchführen können, aber auch, wie wir das Thema Nachhaltigkeit aktiv und vielfältig in unserem Lebens- und Berufsalltag mitgestalten können. Bei einem abschließenden Rundgang durch das sehr aufwendig gestaltetete Nationalparkmuseum, konnten wir an den einzelnen Stationen unser Wissen vom Vortag vertiefen.

Neuer Tag, neues Thema. Mit Blick auf die historische Bedeutung der Region haben wir uns in einem zweiten Themenschwerpunkt mit dem Obersalzberg beschäftigt – vom Ausbau des zweiten Regierungssitzes in der Zeit von 1933 – 1945 bis zur Nutzung nationalsozialistischer Propaganda und zur Präsentation des „schönen Scheins“ zur Verschleierung der Realität des Dritten Reiches. Alles im Rahmen neuester Präsentationsformen, teilweise sehr bewegend und interaktiv aufgearbeitet im dortigen Dokumentationszentrum. Da dieses wegen Bau- und Umzugsarbeiten noch nicht wieder zu besuchen war, ging es in zwei hochgradig spannenden Exkursionen durch das im Berg befindliche, fast endlos erscheinende Bunkerlabyrinth und durch die Außenanlagen des Obersalzberges. Auch wenn viele der Gebäude von den amerikanischen Besatzern nach dem 2. Weltkrieg gesprengt wurden, bekamen wir einen sehr genauen Überblick über das weitläufige Außengelände und deren Bedeutung im Nationalsozialismus. Lebendig vermittelt und ganz im Gegensatz zu den oft anzutreffenden Influencer:innen oder den amerikanischen Touristengruppen, nicht basierend auf eher hobbybetriebenen Recherchen, sondern immer wissenschaftlich an den belegbaren Fakten und den aktuellsten Forschungsergebnissen orientiert.

Bleibt noch unser Abschlusstag – ein letztes Highlight, denn hier bekamen wir ungeahnte Einblicke in die grenznahe UNESCO-Weltkulturstadt Salzburg. Während eines Stadtrundganges durch die barocke Altstadt erfuhren wir viel über die geschichtlichen Entwicklungsprozesse der Landeshauptstadt in den letzten 200 Jahren und welche ganz besondere Bedeutung diese heute auf die deutsch-österreichische aber auch europäische Nachbarschaft haben.

Nach dem 360-Grad-Blick von der Festung Hohensalzburg über die Dächer der barocken Altstadt folgte nach unserer Rückkehr ein original bayerischer Abschlussabend im oberhalb gelegenen Berggasthof Oberkälberstein (dieser Tipp sei hier verraten) und mit traumhaftem Panoramablick auf die Berchtesgadener Bergwelt.

Ein würdiger Abschluss unserer erlebnisreichen Tage mit hervorragenden Referent:innen, absolut interessierten Teilnehmenden und einer ausgesprochen tollen Gruppenatmosphäre.

Und… einem Seminarort, an dem wir sicher nicht zum letzten Mal Station gemacht haben.

Danke an alle, die zu einem so tollen Gelingen beigetragen haben.

Tilman Wiebe