„Garlic Bread & Zeppelinas vs. Bildung“

Vom 18.06.2017 bis 23.06.2017 hat eine kleine Delegation von 14 jungen Gewerkschaftern das Baltikum unsicher gemacht.

Es fand das dbbj hessen Europaseminar “Das Baltikum – Politische und wirtschaftliche Ausrichtung nach Europa vor dem Hintergrund der geschichtlichen und zukünftigen Entwicklungen mit Deutschland”, in Riga und Vilnius statt.

Klingt hochtrabend, lässt sich jedoch recht gut mit der oben genannten Überschrift
“Garlic Bread & Zeppelinas vs. Bildung“ zusammenfassen.

Am Sonntag den 18.06.2017 ging es morgens mit dem Flieger von Frankfurt am Main in die lettische Hauptstadt Riga.
Dort wurde erst einmal die Bleibe für die nächsten Tage, das Hotel Ibis Riga Centre, bezogen.
Gegen 15 Uhr traf sich die Gruppe wieder, um den ersten (noch inoffiziellen) Programmpunkt wahrzunehmen – einen Stadtrundgang durch das schöne Riga.

Anschließend folgte das erste gemeinsame Abendessen.
Hier kam es erstmals zur Konfrontation “Garlic Bread vs. Bildung”. Diesen Kampf entschied an diesem ersten Tag eindeutig das Garlic Bread für sich.
So handelt es sich hierbei keineswegs um das uns bekannte Weißbrot mit Knoblauchbutter bestrichen; das hiesige Garlic Bread bestand aus richtigem Sauerteigbrot, in Rechtecke geschnitten und in Öl angebraten und anschließend mit Salz und Knoblauch eingerieben. Es riecht zwar, sagen wir mal gewöhnungsbedürftig, schmeckt jedoch wirklich vorzüglich.
1:0 fürs Garlic Bread.

Wie wir die nächsten Tage feststellen konnten, waren wir (glücklicherweise) den hochsommerlichen Temperaturen in Deutschland entkommen. So waren es über die Woche hinweg immer recht angenehme 22 bis 25 Grad, während in Deutschland die Hitze mit 30 Grad aufwärts regierte.

So konnten wir dann auch in die neue Woche recht gemütlich mit der Seminareinführung durch Tilman Wiebe starten, bevor uns die ständige Vertreterin der Deutschen Botschaft in Lettland, Frau Manja Kliese willkommen hieß.
Es folgte ein reger Austausch zwischen den Teilnehmern und Frau Kliese zur Geschichte, aktuellen Situation und Zukunft Lettlands in Bezug auf die demokratische Entwicklung und Öffnung des Landes zu Europa.

Gegen 14 Uhr wurden wir im “Eckhaus” empfangen und mit einem traurigen Teil der Geschichte Lettlands während der sowjetischen Okkupation vertraut gemacht.
Die vom lettischen Okkupationsmuseum gestaltete Ausstellung erzählt über die Arbeit des grausamsten Machtinstrumentes der UdSSR – des Komitees für Staatssicherheit (KGB) – in Lettland. „Tschekisten“ haben im Eckhaus von 1940 bis 1941 und von 1944 bis 1990 lettische Bürger, die als Finde des Okkupationsregimes galten, eingesperrt, verhört und im ersten Okkupationsjahr sogar ermordet.

Neben den erschreckenden, jedoch auch interessanten Ausführungen hierzu konnten wir auch in tatsächlicher Hinsicht etwas von der schrecklichen Geschichte erleben. So nahmen wir für ein paar Minuten in einer Zelle mit 4 Betten Platz, in der nach Auskunft des Referenten zu Hochzeiten weit über 20 Personen untergebracht wurden.

Obwohl es natürlich auch an diesem Tag nicht an leckerem Garlic Bread am Abend mangelte, hat die Bildung nichts desto trotz diesen Tag für sich entschieden.
Ausgleich, 1:1.

Der Dienstag begann früh mit einem kurzen Besuch des Zentralmarkts in Riga, bevor uns der ehemalige Leiter der Volksfront Dainis Ivans im „Museum der Volksfront“ in Empfang nahm.
Er zeigte uns den erfolgreichen und friedlichen Weg aus der damaligen sowjetischen Okkupation Lettlands, Litauen und Estlands, den “baltischen Weg”.

Am 23.08.1989, ein paar Monate vor dem Mauerfall in Berlin, 50 Jahre nach dem Hitler-Stalin-Pakt, nach dessem “Geheimen Zusatzprotokoll” Estland, Lettland und Litauen an die Sowjetunion fielen, schlossen sich über eine Million Esten, Letten und Litauer in den drei Ländern zu einer menschlichen Kette zusammen, um ihre Einigkeit in dem Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit von der Sowjetunion zu demonstrieren.
Die Menschenkette reichte von Vilnius in Litauen über Riga in Lettland bis nach Tallinn in Estland. Sie ist die längste bekannte Menschenkette der Geschichte.

Unter anderem folgten noch der Besuch des Parlaments sowie der lettischen Nationalbibliothek.
1:2 für die Bildung.

Im Vergleich zu den vorigen Tagen war der Mittwoch von einer längeren Busfahrt von Riga nach Vilnius geprägt.
So kam die Bildung zwar kürzer jedoch nicht zu kurz. So ging es unter anderem um die Geschichte und die aktuelle Lage Litauens, auch im Vergleich zu Lettland und anderen europäischen Staaten. Ein Stadtrundgang in Vilnius durfte natürlich nicht fehlen.

Während des Abendessens lernten wir das litauische Nationalgericht, die “Zeppelinas” (reichlich) kennen und lieben. Das Wort Zeppelinas sollte für die restlichen Tage ein geflügeltes Wort werden…
Ausgleich: 2:2.

Am Donnerstag war wieder ordentlich Bildung angesagt. Das straffe Programm führte uns von der deutschen Botschaft, repräsentiert durch die Kulturreferentin der Botschaft Frau Milena Dech, über das Goethe-Institut, repräsentiert druch dessen Leiter Herr Detlef Gericke und die Gedenkstätte “Berg der Kreuze” wieder zurück nach Riga, wo wir müde aber gebildet am Abend ankamen.
2:3 für die Bildung.

Auf diesem Wege möchten wir uns nochmal herzlich bei Frau Manja Kliese, Frau Milena Dech und Herrn Detlef Gericke bedanken.
Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass sie sich mehr Zeit für uns genommen haben als ursprünglich geplant und dass sie sich all unseren Fragen begeistert und mit vollem Körpereinsatz angenommen haben.

Unser Dank gilt außerdem der Deutschen Botschaft in Riga, der Deutschen Botschaft in Vilnius und dem Goethe-Institut-Litauen.

Am Freitag, den 23.06.2017 mussten wir uns dann leider schon wieder auf den Heimweg machen.
Schee wars!

Ach und die Bildung hat mit 2:3 gewonnen.